Elke Mader (1954-2021)
Würdigungen und Reminiszenzen von Kolleg*innen
Liebe Elke!
Die große Anakonda werde dich begleiten.
patricia
Elke habe ich das erste Mal im Zuge des langen und mühsamen Verfahrens ihrer Berufung (ich hatte die Berufungskommissionen, damals noch am Dekanat der Grund- und Integrativwiss. Fakultät, administrativ betreut) kennengelernt. Ich habe sie bewundert, mit welcher Konsequenz nicht nur sie, sondern auch einige des Instituts, darum gekämpft haben, dass sie auf das Institut kommt. Später hat sie mich, dann schon an der Fakultät für Sozialwissenschaften, in ihrer Funktion als Vizedekanin für Lehre unterstützt. In dieser Zeit der Zusammenarbeit konnte ich sie besser kennen- und schätzen lernen. Sie ist trotz ihrer Professur immer ein bescheidener und bodenständiger Mensch geblieben und hatte stets ein offenes Ohr für alle Probleme. Und letztendlich war sie eine treibende Kraft, mich nach meinem langen Krankenstand ans Institut zu bringen, wofür ich ihr immer dankbar war. Die stets offene Zimmertür, wenn sie am Institut war, hatte Symbolcharakter für ihre Lebenseinstellung: offen für alles und alle!
Elke habe ich aufgrund ihrer liebenswerten Art sehr geschätzt und der Verlust schmerzt, denn es ist ein wunderbarer Mensch gegangen. Ganz gleich, wohin sie gegangen ist, ich wünsche ihr, dass sie ihren Frieden findet und all die positive Energie, die sie durch ihre angenehme Art verbreitet hat, jetzt zurückbekommt.
In Dankbarkeit
Rosi
Wir kannten einander seit Studientagen in den 1970ern. Dostals Ankunft in Wien 1975 erfüllte uns mit Hoffnung. Er unterstützte Elkes Feldforschungs- und Dissertationsprojekt im peruanischen Amazonastiefland. Das Ergebnis war ein bemerkenswertes, gemeinsam mit Richard Gippelhauser verfasstes Buch zu Wirtschaft und Gesellschaft der Achuar. Wir Alle waren stolz auf diese und viele nachfolgenden Leistungen von Elke Mader.
"Von fremden Frauen" - ein mit etlichen Kolleg/inn/en in Wien zusammen betriebenes Langzeitprojekt konnte immerhin bei Suhrkamp verwirklicht werden. Später drückte auch ein gemeinsam herausgegebener Band über die "Metamorphosen der Natur" anhaltende gegenseitige Wertschätzung aus. Auch gegen manche Widerstände von anderer Seite war es selbstverständlich, in jenen Gremien mitzuwirken, welche die institutionellen Höhepunkte ihrer akademischen Laufbahn bestätigten: Erste habilitierte Frau in der Fachgeschichte der Kultur- und Sozialanthropologie (Ethnologie/Völkerkunde) in Wien; erste Universitätsprofessorin der Fachgeschichte in Wien: Respekt und Wertschätzung für Elke Mader.
Andre Gingrich
Es trifft mich sehr, dass meine Nachfolgerin am Lehrstuhl, Frau Prof. Elke Mader, so früh von uns gegangen ist. Ich habe sie als Wissenschafterin und Mensch sehr geschätzt.
Karl R. Wernhart, ehem. Institutsvorstand
Ich möchte mein großes Bedauern zum Ableben von Elke Mader zum Ausdruck bringen. Ich kannte sie aus Studienzeiten, und in Erinnerung bleibt mir nicht nur eine kompetente, sondern gleichzeitig überaus nette und großherzige Kollegin,
Guntram Hazod
Mit großem Bedauern hat uns die Nachricht erreicht, dass Elke Mader am 8. August 2021 nach längerer Krankheit verstorben ist. Sie hat die Entwicklung des Forschungsschwerpunktes von Beginn an institutionell wie inhaltlich mit vorangetrieben und bereichert. Wir vermissen ihre bilder- und kenntnisreichen, klugen, inspirierenden und unterhaltsamen Vorträge zum Bollywood-Kino sowie zu neuen Varianten des Krampus-Laufes, wie auch ihre fröhliche und zugewandte Art sehr.
Forschungsschwerpunkt Visual Studies in den Sozialwissenschaften
Dear fellow Amazonianists,
we were deeply saddened by the news of Elke's passing. She was a major figure of 'Jivarologist' anthropology, and her work will remain a reference both for younger generations of scholars and for the Shuar she worked with. We often met in various towns of the Ecuadorian Oriente or in Quito during our periods of fieldwork, and she very generously hosted us in Vienna some years ago. We greatly admired her commitment to the Chicham, her enthusiasm, the acuity and imagination of her scholarly production. She will be sorely missed, and we wish to extend our sympathies to her familly, her friends and colleagues.
Anne-Christine Taylor, Philippe Descola
Nos encontramos con profunda tristeza por la muerte de la antropóloga Elke Mader, el 8 de agosto 2021. Su partida representa una gran pérdida para nosotros, para la antropología, y para el pueblo Shuar. Extendemos nuestro mensaje de condolencia y solidaridad a los familiares, amigos y amigas y colegas de Elke.
Se le recuerda como una persona atenta y valiente, que abría generosamente su biblioteca y sus conocimientos a los jóvenes investigadores que acudían a su oficina, en la Universidad de Viena en Austria, donde desempeñaba desde 2006 el cargo de profesora de Universidad...
Grégory Deshoulliere, "Tsentsak" (Yápankam)
Meditation for Elke
Never afraid to risk a dance with the trickster
You gave guidance on the path of knowledge
Leading from ignorance to wisdom
Myths in your heart
Sharing pleasures of dreamtime we travelled
Woods of illusion in the West and in the East
The magnificent kingdoms of Johnny and Shahrukh
On brightly shining screens
Entangled in polysemy we tasted each of the nine rasas
Debating visual regimes we felt the skin of the movies
We enjoyed the happiness of transnational Bollyscapes
Singing: Om Shanti Om
Exploring stories from time out of mind to the present
Pilgrimages from darkness to light, from chill to warmth
In the shivering cold of Berlin you experienced
The darshan of the King Khan
You loved the star and loved the fans, simpicity and fame
Bringing bliss and affection to a scientific community
With celebrations of global connectivity and humanity
From Amazonia to the Alps
Stumbling through the shady streets of Vienna
You finally reached a crystal blue lake in Tibet
Rescued from the hell of constant torment
By a female star born from a tear of compassion
Precious moments of friendship enshrined in memory
Entities inconceivable to rationality still do exist
Whatever can be touched will never be a rainbow
Free passage from mortality to immortality
Om Shanti Shanti Shanti
Bernhard Fuchs
Wir haben mit ihr eine kluge, umsichtige, witzige, einfühlsame und unterstützende Kollegin verloren, die um die Etablierung der Gender Studies an der Universität Wien große Verdienste erworben hat. Als Studienprogrammleiterin des MA-Studiengangs Gender Studies (2008) wie auch als Vizedekanin für Lehre an der Fakultät für Sozialwissenschaften (2008 bis 2012) setzte sie sich dafür ein, dass die Institutionalisierung der Gender Studies nicht nur in den Sozialwissenschaften, sondern als interdisziplinärer Studiengang gesichert wurde.
Elke Mader war auch im Forschungsschwerpunkt „Geschlecht und Transformation“ der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien engagiert. Sie ermutigte und förderte Studierende in ihrem Fach, der Kultur- und Sozialanthropologie, sich kritisch mit dem Thema Geschlecht in ihren Masterarbeiten und Dissertationen auseinanderzusetzen. Elke Mader war seit 2001 Faculty-Mitglied des ersten Doktoratsprogramms zum Themenfeld Gender, dem „Gender Kolleg“, an der Universität Wien, wo sie von 2001 bis 2002 als Gastprofessorin wirkte. Sie war beteiligt an der Ausarbeitung, Beantragung und Organisation des ersten von der Universität Wien finanzierten Doktoratskollegs zum Thema Geschlecht, dem GIK (Gender Initiativkolleg): „Gender, Violence and Agency in the Era of Globalization“ (2010 bis 2012).
Als Mitglied der GIK-Faculty war sie an der Organisation der Lehre für die Doktorand_innen sowie von öffentlichen Veranstaltungen beteiligt. Mit ihrer liebenswürdigen, ruhigen und konstruktiven Art war sie eine wichtige Lehrerin im wissenschaftlichen Ausbildungsprogramm. Im GIK war sie im Besonderen verantwortlich für eine Doktorandin, die in ihrem eigenen Forschungsfeld – Lateinamerika – promovierte. In der Betreuung von jungen Wissenschaftler*innen war Elke Mader empathisch und freundlich, aber auch fordernd und stets daran interessiert, die Gender Studies als eine kritische Sozialwissenschaft voranzutreiben.
Ihre wissenschaftliche Leidenschaft für „Bollywood“ als populärkulturelles Phänomen globalen Ausmaßes hat das GIK in ihren Bann gezogen. Ihre Studien zu weltweit verstreuten Bollywood-Fangemeinschaften und Analysen der Bollywood-Filmkultur haben sowohl in den Gender Studies als auch in den Visual Studies viele unterhaltsame und lustige Momente der Reflexion von Geschlechterrollen provoziert. In den letzten Jahren an der Universität Wien wollte sich Elke Mader mehr ihrer eigenen Forschung widmen und konnte sich daher an der Beantragung und Organisation der Forschungsplattform GAIN nicht mehr beteiligen. Wir werden ihre wertvollen Beiträge zu den jahrelangen, der Plattform vorausgegangenen Aktivitäten nicht vergessen und sie in bester Erinnerung behalten.
Forschungsplattform GAIN (Gender: Ambivalent In_Visibilities)
Elke ji - a lovely spirit, warm collegiality and an academic rigour that was second to none; mixed with your love and fascination for SRK and all things Bollywood you were a special colleague and friend. You will be missed and I will cherish our fond memories, conversations and work together. Wishing you rest, peace and special wishes on your next journey. Avec pyar, Rajinder
Rajinder Dudrah
I am so very sorry to hear about Elke’s death
Ronald L. Grimes
- YouTube video tip: "Rockin' the Coffin“
Rockin’ the Coffin offers a contrarian’s guide to the good death using animation, creativity and play to address our most terrifying fears and the mysteries at the heart of life: how can we prepare for death and loss? What happens if we try?
Directed and Illustrated by filmmaker Cailleah Scott-Grimes in collaboration with her dad, Ronald L. Grimes.
Erinnerung an Elke Mader
von Norbert K. Hund
Nicht nur Martin Blumenau und Caspar Einem sind unlängst verstorben (was ohnehin schon Löcher in unserem Geistesleben hinterlässt) – nun ist auch Elke Mader von uns gegangen, die unsere Radioarbeiten immer wieder konkret inspiriert und gefördert hat. Sie war nicht nur Professorin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien, sondern darüber hinaus eine mit Hingabe neugierige, forschende, an Entwicklung interessierte und so den Wissenschaftsvermittlungsbetrieb stark belebende Frau – überhaupt die erste Frau, die sich in ihrem Fachbereich in Wien habilitiert hat. Ha! Nachzulesen im Nachruf des Instituts. Vor allem aber war Elke Mader mir als meine Cousine verbunden – und so soll die persönliche Erinnerung an sie hier aufleben.
Nicht nur Musik, die sie in ihren Vorlesungen verwendete, wie das legendäre No No Keshagesh von Buffy Sainte-Marie, sondern auch Musik, die sie mir in früheren Zeiten zugänglich machte, Frank Zappas Sofa No 2 und auch Peter Gabriels Walk Through The Fire soll dabei erklingen – oder überhaupt Musik, auf die wir uns geeinigt hätten, wie People Have The Power von Patti Smith. Nein – Kreatives Erzählen von all dem, was beim Verlust eines lieben Menschen als Wellen der Erinnerung ins Bewusstsein drängt – naturgemäß dramaturgisch strukturiert in 3 Themenbereichen – das wollen wir hier in aller Unfertigkeit darleben. Wie Leben an sich, auch über den Tod hinaus, ewig unfertig bleibt. Die einstweilige Verfügung unserer Zwischenbilanz. Eine Momentaufnahme der Entwicklung vom vom zum zum – und wieder zurück:
1) Die legendäre Porzellangasse. Ich hatte das große Vergnügen, in den seligen 70er Jahren öfter in jener Wohngemeinschaft zu Gast zu sein, in der Elke Mader und Richard Gippelhauser damals lebten und in der Geistesgrößen wie Christoph Ransmayr oder Konrad Paul Liessmann umgingen. Von wo man zu Vernissagen aufbrach, bei denen sich noch die Tische bogen und also Hunger wie Durst gestillt werden konnten. Wo man noch Feste feierte, die man heute so gar nicht mehr …
2) Teilnehmendes Beobachten. Eine vorurteilsfreie Grundhaltung, die Elke nicht nur in ihren Feldforschungen einnahm, sondern die ihr gesamtes Leben prägte. Mir in jedweder Lebenslage sowie uns in unserer Freundschaft und Arbeit gegenüber hat sie stets diese eigentlich ambivalent anmutende und dabei so überaus angenehme Haltung eingenommen. So sollte generell jede zwischenmenschliche Begegnung sein: Dass man zur Begrüßung freigesprochen wird von der Schuld des Rollenspielens.
3) Freundin und Förderin. Betrachten wir die Beziehung von uns zwei Radiohasen zueinander wie auch zu unseren Sendungen und Projekten als eine eigene Kultur (wie “das etwas andere Kunnst-Biotop” ja auch gemeint ist) – dann war Elke in ihrem ersten Begegnen wie in ihrem weiteren Mitleben mit unserer eigenartigen Seinsform ganz und gar Kulturforscherin und hat sofort verstanden, was uns das Artarium und die Nachtfahrt bedeuten. Und immer, wenn diese für uns “höchsten Werte” gefährdet waren und es in ihrer Macht stand, hat sie uns freimütig geholfen. Dafür danken wir!
Zur Erinnerung: The Chequered Flag (Dead or Alive)
Blogbeitrag auf artarium, 15.09.2021
- Podcast von Norbert K. Hund und Christopher Schmall in Gedenken an Elke Mader (Radiofabrik, 19.09.2021)