Portraitfoto Ilona Grabmaier

Dr. Ilona Grabmaier, BA MA

Lektorin

Kontakt

Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
Universitätsstraße 7, 1010 Wien
NIG, 4. Stock
Raum: C0419


E-Mail: ilona.grabmaier@univie.ac.at

Mitglied der Forschungsgruppe CaSt: 
https://www.univie.ac.at/cast/members/ilona-grabmaier/

Sprechstunden

Nach vorheriger Vereinbarung via E-Mail: ilona.grabmaier@univie.ac.at

Lehre

Aktuelle Lehrveranstaltungen: u:find
Vergangene Lehrveranstaltungen: u:find

Forschungsschwerpunkte

  • Care/Sorge
  • Anthropologie der Moral/Ethik
  • Anthropologie des Staates
  • Verwandtschaft/Kinship
  • Gender und Differenz
  • Altern und Generationen
  • (Post-)Sozialismus und Osteuropa

Kurzbiographie

Ilona Grabmaier ist Lehrbeauftragte am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie und arbeitet zudem als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin bei einer NGO in Wien. Im August 2023 hat sie mit einer Dissertation zum Thema „Daheimgeblieben. Re-/Konfigurationen von Sorge in der ländlichen Ukraine“ an der Universität Wien promoviert.  Zuvor war sie u.a. als freie Projektmitarbeiterin und als Lehrbeauftragte am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im interdisziplinären Doktoratskolleg Galizien tätig. Im Zentrum ihres aktuellen Forschungsinteresses stehen Fragen nach der Re-/Produktion sozialer (Un)-Gleichheit im Spannungsfeld von Politik, Geschlechterverhältnissen, Moral, Sorgepraktiken und post-sozialistischer Transformation.


Dissertationsprojekt

Seit den frühen 2000er Jahren erleben zahlreiche Dörfer in der Westukraine eine massive Abwanderung, besonders von Frauen. Während die Situation von Arbeitsmigrant*innen in den Empfängerländern und deren Bemühungen, transnationale Sorgebeziehungen aufrechtzuerhalten, mittlerweile relativ gut erforscht sind, wissen wir bislang noch sehr wenig darüber, wie sich die (Arbeits-)Migration auf die daheimgebliebenen Familienangehörigen und auf die Herkunftsregion auswirkt. Bisherige Forschungen zu Care im Zusammenhang mit Migration neigten dazu, ihr Augenmerk auf die Situation und die Sicht von Arbeitsmigrantinnen in den Aufnahmeländern zu legen sowie die Familie und weibliche Care-Arbeit zu naturalisieren und Care überwiegend positiv zu bewerten. Durch diesen Fokus wird sowohl der Blick auf andere AkteurInnen verstellt, die in der Bereitstellung von Sorge relevant sein können, als auch jener auf potenziell negative Aspekte und Auswirkungen von Care.

Im Mittelpunkt der Dissertation stehen die Re-/Konfigurationen von Sorge von und für daheimgebliebene Männer, Kinder und SeniorInnen. Aufbauend auf einer insgesamt vierzehnmonatigen ethnografischen Feldforschung in einem Dorf in der Westukraine werden die komplexen Prozesse analysiert, mittels derer die Menschen versuchen, ein lebenswertes Leben für sich und für zukünftige Generationen aufzubauen. Das beinhaltet vor allem emotionale, materielle und praktische Formen von Unterstützung durch Verwandte, NachbarInnen, FreundInnen aber auch staatliche Institutionen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Verhandlungen von Zugehörigkeit und (un)deservingness sowie deren Implikationen und Konsequenzen gelegt.

Die Analyse der Verhandlung von Care bzw. Sorge-Verantwortlichkeiten zwischen daheimgebliebenen Familienangehörigen und staatlichen Institutionen bietet privilegierte Einsichten in neu entstehende lokale, nationale und globale Ungleichheiten sowie Inklusionen in und Exklusionen von Familien, lokalen Gemeinschaften und dem Staat. Diese Prozesse und die daraus resultierenden Ergebnisse sind nicht nur von hoher gesellschaftlicher und politischer Relevanz; sie sind angesichts globaler Migrationsbewegungen, der Umsetzung neoliberaler Politiken und der damit einhergehenden Transformation des Wohlfahrtssattes auch über den osteuropäischen Kontext hinaus von theoretischem Interesse.

In diesem Sinne kann die angeregte Vorgehensweise zur Untersuchung von Sorgepraktiken an der Schnittstelle von Verwandtschaft, Staat und Moral auch in anderen Forschungskontexten dabei helfen, sowohl Fragen nach der moralischen Verantwortung in der Sorge für sich selbst und andere als auch Prozesse der Inklusion und Exklusion durch Care besser zu verstehen und neu zu überdenken.


Ausgewählte aktuelle Publikationen

  • (in Vorbereitung) 2024 „Daheimgeblieben. Re-/Konfigurationen von Sorge in der ländlichen Ukraine“ (Monografie; zur Publikation angenommen beim Böhlau Verlag).
  • (in Vorbereitung) 2024, mit Nino Aivazishvili-Gehne, „New East-West Migrations: Movements from and within the global East“ (in Vorbereitung für den Sammelband „1989 and the Great Transformation“ bei Routledge).
  • 2023 „Die Grenzen gegenseitiger Unterstützung: Il/legitime Bedürftigkeit und die prozessuale Herstellung von (un)deservingness.“ In: Lushaj, D., Remestwenski, Y., Rozmus, J. (Hg.): Sammelband zur Konferenz „What remains of Galicia? – Continuities, ruptures, perspectives“, Wien: Wiener Galizien Studien, Vienna University Press: S. 145 – 170.
  • 2022 “Negotiating the limits of care: moralised constructions of (un)deservingness in rural Ukraine”, in: Vienna Working Papers in Ethnography, No. 12: S. 1 – 35.
  • 2020 „Alleinsein im Alter: Herausforderungen durch Covid-19 in der ländlichen Ukraine“, ZOiS Spotlight 24/2020.