Wiener Arbeitspapiere zur Ethnographie (WAPE)

Die WAPE ist eine Schriftenreihe, die einem Peer-Review-Verfahren unterworfen ist, und die sich zum Ziel setzt, innovative Forschung vorzustellen und über diese zu reflektieren. Die Reihe bietet den MitarbeiterInnen des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie wie auch GastautorInnen ein Forum für die Diskussion ihrer Forschung zu einem breiten Spektrum an sozialen Phänomenen. Wir heißen sowohl konzeptuell-methodische und theoretische Aufsätze als auch empirische Beiträge auf Grundlage innovativer Forschung willkommen.

Hard Facts

ISSN: 2311-231X
Verkauf: Facultas NIG oder in Büro D0404 (NIG, 4. Stock, Ansprechpartnerin: Hanna Vietze)

Guidelines

/

  • Abstract

    Sprache: Deutsch
    Erscheinungsjahr: 2022
    Seiten: 23

    Zusammenfassung
    Das Arbeitspapier zeigt Aushandlungsprozesse von GefängnisoffizierInnen zwischen Sorge als persönliches Engagement und als Teil der Berufsanforderung in einem Jugendgefängnis in Ghana auf. Über wiederkehrende Erzählungen verorten OffizierInnen sich und ihre Arbeit im Gefängnis und dabei auch gegenüber "dem" Staat. Anhand von verschiedenen Sorgenarrativen zeichne ich die Produktion von Staatlichkeit durch das Gefängnispersonal nach, die von Ambivalenzen in der Zuschreibung eines wohlfahrtsstaatlichen Charakters des Gefängnisses geprägt ist. Durch die (Un)Sichtbarmachung staatlicher Aspekte (re-)produzieren OffizierInnen ihre Praktiken als Teil eines sorgenden Staates, der jedoch nicht immer von allen Beteiligten als sorgend empfunden wird. Im Zentrum des Beitrags stehen ambivalente und teils widersprüchliche Staatsverständnisse, die in den Interaktionen zwischen staatlichen AkteurInnen sichtbar werden.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2022
    Seiten: 35

    Zusammenfassung
    Dieses Arbeitspapier befasst sich mit der moralisierten Distribution von Sorge und sozialer Unterstützung für Senior*innen im Kontext weiblicher Arbeitsmigration aus der ländlichen Ukraine. Ich zeige dabei, dass die Fähigkeit, im Alter Sorge zu mobilisieren, weniger von tatsächlicher Bedürftigkeit oder formalen Ansprüchen abhängt, sondern vielmehr moralische Ansichten über den "Verdienst" von Sorge entscheidend sind. Reziprozität steht im Mittelpunkt jener Praktiken, die darauf abzielen, verschiedene Arten von Beziehungen aufrechtzuerhaten. Im Gegensatz dazu sind es in erster Linie idealisierte Konzepte von Autonomie und Selbstgenügsamkeit, die lokale Beurteilungen von und Diskurse über (un)deservingness untermauern. Die Sorge durch Verwandte, Freund*innen und Nachbar*innen sowie Care durch den Staat sind dabei von ebendiesen moralischen Vorstellungen geprägt und beeinflussen, welche Unterstützung älteren Menschen zugänglich gemacht wird. Obwohl sie oft als getrennte Bereiche dargestellt werden, sind staatliche/institutionelle und 'private'/familiäre Sorge unweigerlich miteinander verwoben und verstärken sich sogar wechselseitig. Durch die Aufdeckung moralischer Hierarchien von (un)deservingness veranschaulicht dieses Arbeitspapier, wie Armut moralisiert und letztlich auf individuelles Versagen zurückgeführt wird. Schließlich argumentiere ich, dass durch die Vorstellung selbstverschuldeter Armut die Bedürftigkeit anderer übergangen werden kann, während sie zeitgleich als moralisch 'richtiges' Verhalten gilt. Auf diese Weise wird weder die Realisierung des moralischen Selbst behindert noch die Aufrechterhaltung des Ideals der (bedingungslosen) gegenseitigen Unterstützung des sozialen Zusammenhalts gefährdet.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2021
    Seiten: 25

    Zusammenfassung
    Das vorliegende Arbeitspapier beginnt mit Beobachtungen der scheinbar ‚kalten‘ und instrumentellen Art, mit der Dorfbewohner*innen im ländlichen Transsylvanien über ihre Verwandten sprechen. Die Weigerung von Großmüttern, die Kinderbetreuung zu übernehmen, führte zu langfristigen Veränderungen familiärer Beziehungen. Sie verstehen staatliche Kinder-betreuungsangebote als Ursache von Veränderungen intergenerationeller Sorgekreisläufe innerhalb von Familien. Diesen Erfahrungen stelle ich eine ethnographische Fallstudie scheinbar ‚warmer‘ intergenerationeller Solidarität gegenüber, in welcher sich eine Großmutter bereit erklärt, sich um ihr Enkelkind in Italien zu kümmern und im Gegenzug medizinische Versorgung erhält. Zusammenfassend argumentiere ich gegen übermäßig positive Visionen von Sorge und lege deren potenzielle Ambivalenzen, insbesondere im Leben von Frauen, offen.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2020
    Seiten: 33

    Zusammenfassung
    Das Working Paper entwickelt einen historisch-ethnographischen Zugang zur exportorientierten Himbeerproduktion Serbiens mit Hinblick auf die Verflechtungen von lokaler Produktion und Verwandtschaft mit globalisierten Märkten und Wissenschaftspolitiken. Anhand zweier typischer Akteure – einem kleinen bäuerlichen Haushalt und einem Agronomen in ehemals leitender Position – wird dargelegt, wie Himbeeren zu einem serbischen Exportschlager, dem roten Gold Serbiens, wurden. Dieser Prozess lässt sich im Wesentlichen auf Konfigurationen des jugoslawischen Entwicklungsprojekts seit Mitte der 1970er Jahre zurückführen, als im Südwesten Serbiens das landwirtschaftliche Kombinat “Jedinstvo Arilje” ein Produktions-, Verarbeitungs-, Transport- und Handelsnetzwerk an der Schnittstelle von staatlich finanzierter Wissenschaft und Technik und Kleinlandwirtschaft zusammenstellte. Im frühen Postsozialismus wurde diese Innovation von hunderten privatwirtschaftlichen Exporteuren reproduziert, was zu einer beträchtlichen quantitativen Produktionssteigerung führte. Die einsetzende Fragmentierung der Wirtschaftskette lockerte jedoch gleichzeitig die Zusammenarbeit zwischen Agrarwissenschaft und Landwirtschaft und verschärfte jene Probleme, mit denen die Akteure heutzutage vermehrt zu kämpfen haben: Arbeitskräftemangel, Preisschwankungen, und eine tendenziell abnehmenden Qualität ihres Produkts.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2019
    Seiten: 27

    Zusammenfassung
    Dieser Aufsatz nimmt drei materielle Objekte -Balkon, Tür und Fensterladen- als Perspektive auf drei neu entstehende Kulturerbe-Projekte in Stone Town, Sansibar. Zunächst lote ich den Barock als Architekturstil, Wissensquelle und potentiellen analytischen Einstieg in Sansibars Erbe sowie seine Verschränkung mit der Gegenwart aus. Anschließend portraitiere ich drei zeitgenössische Akteure (Javed Jafferji, Said El-Geithy und Rohit Oza), die jeweils an der Entwicklung von Örtlichkeiten des kulturellen Erbes (ein Boutique-Hotel, ein Museum und ein Fotostudio) in Stone Town beteiligt sind. Basierend auf drei rezenten Feldbesuchen in Stone Town (2012, 2015, 2018), schlage ich eine neue Annäherung an die Politik der Schaffung von Kulturerbe in Sansibar sowie eine methodische Vorgehensweise zum Verständnis der Qualität seiner Ver-Ortung durch die Materialität von Objekten und die Ideen des Barock vor.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2018
    Seiten: 34

    Zusammenfassung
    „Integration“ und „Diversität“ sind in den letzten Jahren zu zentralen Schlagworten in politischen und akademischen Diskursen über Kindergärten in Österreich geworden. Auf Basis ethnographischer Feldforschung geht dieses Arbeitspapier der Frage nach, wie Kindergartenpädagoginnen und -assistentinnen Ansprüche auf Gleichheit und Differenz in die Praxis in einem großteils staatlich finanzierten Kindergarten in Wien (Österreich) übersetzen. Es zeichnet nach, wie die Veränderung der Perspektive des Kindergartenpersonals auf einen fünfjährigen Buben mit deren Verdacht, seine Schwester werde zwangsverheiratet, einhergeht. Dabei wird sichtbar, wie ethnische und religiöse Marker jeweils situativ in den Vordergrund treten oder stummgeschaltet werden. In diesem Prozess treten sie mit anderen Kategorien wie Alter, Gender und Race, aber auch mit Vorstellungen von Professionalität und mit psychologisch geprägten Konzepten der Krise in Verbindung und Konkurrenz. Der Aufsatz analysiert also, wie sich Differenzzuschreibungen mit der Zeit verändern. Er zeigt aber auch auf, wie Hierarchien und die Marginalisierungserfahrungen eines Kindes dabei reproduziert und normalisiert werden. Damit wird greifbar, dass die Untersuchung von Care-Praktiken als moralisch aufgeladene und ambivalente Prozesse der Herstellung und Auflösung von Differenzen einen produktiven Beitrag zu unserem Verständnis von Care als zentrales Moment sozialer Organisation leisten kann.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2018
    Seiten: 27

    Zusammenfassung
    Das vorliegende Arbeitspapier diskutiert Pro-Troika-Sozialkritik im griechischen Alltagsleben. Basierend auf ethnographischer Feldforschung (2014-2017) in der Stadt Volos an der Ostküste des griechischen Festlandes, werden bisher wenig analysierte Formen weitverbreiteter Kritik in den Blick genommen. In der Literatur über die griechische Krise wurden bisher vor allem die Opposition und der Widerstand gegen die Restrukturierung des griechischen Staates und der griechischen Wirtschaft hervorgehoben. Der Perspektivenwechsel erlaubt eine genauere Analyse sozialer Reaktionen auf gegenwärtige Prozesse neoliberaler Restrukturierung. Die eingenommene Perspektive betont neben den Machtverhältnissen und sich überlappenden moralischen Ordnungen auch die Notwendigkeit, strategische Essentialisierungen von Macht und Widerstand zu vermeiden. Der analytische Fokus des Aufsatzes liegt auf "Ambivalenz" als Zugang zur Komplexität moralischer Ordnungen. Dies hilft uns zu verstehen, wie die Erforschten mit zahlreichen Widersprüchen und Dilemmata umgehen, während sie schwierige wirtschaftliche Situationen meistern. Eine solche Perspektive auf soziale Kritik ist in doppelter Hinsicht notwendig: zum einen aus theoretischer Sicht, da sie ein dualistisches Verständnis von Macht ablehnt und stattdessen auf Hegemonie und Ambivalenz in der Analyse moralischer Ordnungen des Kapitalismus abstellt; zum anderen aus ethnographischer Sicht, um die derzeitige Betonung von Widerstand und Solidarität in der anthropologischen Literatur über die griechische Krise zu komplementieren und einen Kontrast dazu zu bieten.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2018
    Seiten: 31

    Zusammenfassung
    Nach mehr als zehn Jahren der Intervention bereitet die UN Flüchtlingsorganisation das Ende ihrer Intervention im Grenzgebiet zwischen Sudan und Tschad vor. In den zwölf Flüchtlingslagern auf der tschadischen Seite der Grenze leben nach wie vor ungefähr 200.000 Menschen. Aus Befürchtungen um ihre Sicherheit kommt für die BewohnerInnen der Flüchtlingslager eine Rückkehr in ihre Heimatdörfer und -städte auf der sudanesischen Seite jedoch weiterhin nicht in Frage. Die aus dieser Situation resultierenden "Integrationsmaßnahmen" der Hilfsorganisation in Zusammenarbeit mit dem tschadischen Staat stellen den Ausgangspunkt der vorliegenden Studie dar. Mit dem Verweis auf Studien zur "Kontingenz sozialer Zugehörigkeit" (Hirschauer 2014) betont die Autorin die Momente, in denen Unterschiede zwischen Menschen im Zusammenspiel zwischen Wissen und Praxis bedeutsam oder auch unbedeutsam "gemacht" werden. Sie zeigt, dass die Ungewissheit dieser Situation durch die sich wandelnde Verwendung von Humankategorien sichtbar wird, die prozesshaft neu interpretiert und übersetzt werden. Als Beispiel werden zwei Ereignisse in den Vordergrund gestellt, in denen die bislang vorherrschende Kategorie des "Flüchtlings" in den Hintergrund treten soll: Zum einen die Bemühungen von Staat und UN Organisation, die Camp-BewohnerInnen mit der Bevölkerung aus der Umgebung der Flüchtlingslager zu "vermischen"; zum anderen die groß angelegte biometrische Registrierung der Camp-BewohnerInnen, die ihnen einen neuen Status als "BürgerInnen/Flüchtlinge" verleiht. Obwohl beide Verfahren strengen Regeln folgen, so stehen doch beide gleichermaßen für die Kontingenz der Alltagspraxis sowohl auf der Seite von Organisationen und Staat als auch auf der Seite der von den Maßnahmen betroffenen Bevölkerung.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2017
    Seiten: 29

    Zusammenfassung
    In Agro-Food Studies werden sogenannte ‘alternative’ Lebensmittelnetzwerke im ‘Westen’ tendenziell als Ausdruck einer Verlagerung von Governance vom ‘Staat’ auf die ‘Zivilgesellschaft’ interpretiert. Der vorliegende Aufsatz zeigt wie der Staat in ein ‘alternatives’ Lebensmittelnetzwerk in China verwickelt ist. Das könnte dazu verleiten, diese Lebensmittelinitiative als ‘weniger alternativ’ bzw. als Symptom einer ‘schwachen Zivilgesellschaft’ im ‘Osten’ zu deuten, was jedoch nur das dominante ‘westliche’ Selbstbild reproduzieren würde. Stattdessen liegt mein Fokus auf der bisher vernachlässigten Rolle des Staates in solchen Lebensmittelnetzwerken. Das ermöglicht nicht nur neue Perspektiven darauf, wie Lebensmittelnetzwerke als ‘alternativ’ konstituiert werden, sondern zeigt auch wie in diesem Prozess der Staat selbst transformiert wird. Anstatt ‘den Staat’ und ‘die Zivilgesellschaft’ als getrennte Einheiten vorauszusetzen, verbinde ich anthropologische Ansätze zu Staat und Sorge/Care. Ich analysiere, wie Akteure im Lebensmittelnetzwerk durch Aushandlungsprozesse und Darstellung von Sorge die Grenzen des Staates ziehen. Angesichts zunehmender Bedenken bezüglich Lebensmittelsicherheit versuchen einige Konsumenten (vorwiegend Mütter) aus der städtischen Mittelschicht für ihre Familien zu sorgen, indem sie ‘ökologisches’ Essen möglichst direkt über Netzwerke mit den landwirtschaftlichen Produzenten besorgen. Dabei bemühen sie sich, einen Bereich für ihre Sorge in Abgrenzung zum ‘Staat’ zu konstruieren. Auf der Grundlage ethnographischer Feldforschung in einem selbst-ernannten ‘ökologischen Dorf’ in der Provinz Sichuan fokussiere ich auf Figuren, die in den Erzählungen über Lebensmittelsicherheit auftreten: die ‘befreundeten Bauern’, die ‘gierigen Unternehmer’ und die ‘korrupten Beamten’. Ich zeige, wie Akteure mit diesen Figuren identifiziert werden bzw. wie sie sich von diesen distanzieren und wie diese Inszenierung von Staatsbildern sowohl den Staat als auch das Lebensmittelnetzwerk formen.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Deutsch
    Erscheinungsjahr: 2015
    Seiten: 27

    Zusammenfassung
    Der vorliegende Aufsatz ist eine leicht überarbeitete Version meiner gleichnamigen Antrittsvorlesung vom 27. Oktober 2014 an der Universität Wien, in der ich für eine neue relationale Anthropologie plädiere. Nach einem kursorischen Überblick über die Entwicklung der relationalen Perspektive folgen zwei ethnographische Beispiele zur Koproduktion von Verwandtschaft und Staat. Beide Beispiele verweisen sowohl auf die relationale Forschungspraxis als auch auf den Ausgangspunkt in der Untersuchung von Beziehungspraktiken, über den schließlich die konzeptionelle Ebene neu in den Blick genommen werden kann. Da die Trennung von Verwandtschaft und politischer Organisation zentral für das westliche Selbstverständnis ist, lassen sich hier die Konsequenzen einer binären Konstruktion für lokale wie wissenschaftliche Diskurse besonders gut nachzeichnen. Diese Verbindung von methodischer wie theoretischer Ausrichtung unterscheidet die relationale Anthropologie von ähnlichen Ansätzen in den Nachbardisziplinen.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2014
    Seiten: 26

    Zusammenfassung
    In diesem Aufsatz geht es um die Frage, wie sich Rasse als komplexe Wissensformation und politische Realität ethnographisch beschreiben lässt.
    Dabei fokussiere ich auf Südafrika, das historisch wie gegenwärtig eine besondere Position in globalen wissenschaftlichen Debatten um Rasse und den menschlichen Ursprung einnimmt. Paläoanthropologie, physische Anthropologie und Genetik widmeten sich schon im frühen 20. Jahrhundert der Untersuchung indigener Bevölkerungsgruppen, um damit allgemeine Aussagen zur Menschheitsevolution und zur biologischen Differenzierung (und Hierarchisierung) zwischen verschiedenen Gruppen treffen zu können.
    Diese Wissensgenealogien wirken in gegenwärtigen Forschungen in vielfältiger Weise nach. Zugleich ist Südafrika geprägt von der bürokratischen und „kulturell“ definierten Rasseklassifikation der Apartheid, die auf Commonsense-Kategorien von Rasse basierte und diese nachhaltig zementierte. Diese „kulturellen“ und „biologischen“ Klassifikationspraktiken sind nicht deckungsgleich, aber eng miteinander verflochten. In der Postapartheid-Gesellschaft reicht der Verweis auf die soziale Konstruktion von Rasse als biologische Fiktion demnach nicht aus, um ihre anhaltende politische und epistemologische Wirkmächtigkeit zu unterwandern. Vielmehr gilt es, Rasse als vielschichtiges Phänomen im Kern zu problematisieren. Dabei betrachte ich das Verhältnis von Wissensobjekten (menschliche Überreste, Abformungen und DNA), klassifikatorischer Gewalt und Erinnerungspolitik, durch das verschiedene AkteurInnen Herkunftsansprüche und politische Zugehörigkeit im gegenwärtigen Südafrika artikulieren.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Englisch
    Erscheinungsjahr: 2014
    Seiten: 24

    Zusammenfassung
    Im vorliegenden Aufsatz wird auf die verschiedenen Formen theoretischer bzw. konzeptioneller Arbeit in zeitgenössischen sozial- bzw. kulturanthropologischen Forschungsprogrammen eingegangen und die These aufgestellt, dass Theoriearbeit integraler Bestandteil der ethnographischen Methode und des Feldforschungs-prozesses ist. Es geht eher um Arbeit innerhalb der Feldforschung, denn um die Aktivität eines professionellen Kreises, die die Feldforschung umgibt oder aus dieser in Distanz herrührt. Dies ist wiederum Folge der zunehmend gemeinsamen und mobilen Feldforschungsstrategien zwischen vielen kleinen Teil-Öffentlichkeiten. Daher unterstützt der vorliegende Aufsatz die Herstellung neuer, offenerer Formen und Medien für die Konstruktion und Rezeption von Theorie und analytischer Arbeit – statt der ehemals einsamen Grenzen der Feldforschungskommunikation – sowie ihre Reflexion als ein aktuelles Methodenproblem. Feldforschung verlangt Geduld, aber Theoriearbeit verlangt darin mehr unkonventionelle Arbeit.

    online Zugriff


/

  • Abstract

    Sprache: Deutsch
    Erscheinungsjahr: 2014
    Seiten: 31

    Zusammenfassung
    Reden über Arbeit und tatsächliches Arbeitshandeln (Arbeitspraxis) klaffen oft weit auseinander. Wie können wir letzteres methodisch erfassen und welche Rolle spielen dabei Interview und Gespräch? Die semantische Untersuchung des Wortfeldes Arbeit in ver-schiedenen Sprachen ist ein beliebter Zugang, der aber nur begrenzte Einsichten verschafft. Die Analyse von ganzen Gesprächen und Texten  führt weiter, aber auch sie erschließt nur partiell das Arbeitshandeln. Der sprachliche Zugang muss durch andere Methoden, vor allem durch Beobachtung und teilnehmende Beobachtung ergänzt werden. Diese Kombination wird am Beispiel von vier ethnographischen Fallstudien beschrieben: ethnographische Interviews und teilnehmende Beobachtung über die Arbeit einer Kellnerin (Spradley), Gespräche von und mit kolumbianischen Bauern (Gudeman/Rivera), ethnomethodologische Untersuchungen zum Umgang mit Kopierern (Suchman und Orr), dichte Teilnahme bei Tuareghirten (Spittler). Unabhängig vom methodischen Zugang zur Arbeit bleibt noch die Darstellung der Forschungsergebnisse in einem Text (writing culture). Das ist bei einem Alltagsgegenstand wie Arbeit, der meistens nur wenig Aufregendes bietet, schwierig. Wie es gelingen kann, wird am Beispiel der Marienthal Studie (Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel) gezeigt.

    online Zugriff